Preisausschreiben

Meine erste Geschichte aus der Schulstube!

In der Schulstube geschehen immer wieder lustige Dinge. Es wäre jammerschade, wenn die in Vergessenheit geraten würden. So auch diese hier, die nur zufällig entstanden ist.

In der Mathstunde arbeiten wir an der Lernumgebung 4 zum Thema "Fünfer und Zehner". Da demnächst eine Prüfung fällig ist erhielten die Schüler eine Lernkontrolle, die ich von der Begleit-CD zum Lehrmittel kopiert hatte. Mathlehrer werden mir sagen, dass es sich dabei um die Lernkontrolle für Realklassen handelt. Das war mir sehr wohl bewusst und spielt überhaupt keine Rolle.

Ein Schüler war fertig und wartete ungeduldig auf neue Aufgaben. Ich fragte ihn, ob alles richtig gelöst werden konnte. Da er nicht mit Bestimmtheit ja sagte, fragte ich ihn weiter, ob er bereit wäre, mit seinem gelernten Wissen an einem Preisausschreiben teilzunehmen. Als Gewinn winke 1 Franken pro richtig gelöste Aufgabe!

Nichts ist so öde wie Jassen ohne Einsatz! Wenn es nichts zu verlieren gibt und nur Gewinne winken, dann muss man sich auch nicht anstrengen. Deshalb ergänzte ich die Bedingungen. Pro falsche Antwort muss man 1 Euro bezahlen! Passt ausgezeichnet zum Thema.

In aller Eile überflog ich die Aufgaben, um zu sehen, welche sich eignen. Welche lassen sich mit "richtig" oder "falsch" bewerten? Die Aufgabe 1 (3 Teile) und die Aufgabe 3 erfüllten meine Anforderungen. Schnell schätzte ich auch meinen maximalen Einsatz ab. 20 mal 4 Franken. Es waren aber bloss 17 Schüler da. Es wird also weniger kosten, auch wenn alle mitmachen und ihr bestes Mathwissen auspacken. Das riskiere ich!

Nun wurden die Teilnahmebedingungen erstellt.

Bei Aufgabe 1 (3 Teile) und Aufgabe 3 (1 Teil)

Mit der Unterschrift konnte bestätigt werden, dass diese Bedingungen akzeptiert werden.

Noch eine weitere Bedingung wurde mündlich festgehalten:

Gewinn und Verlust werden miteinander verrechnet. Als Umrechnugskurs gilt der Wechselkurs der Valiantbank vom Montag, 22. Oktober 07.

Nun wurde es lebhaft. Der Gewinn vor Augen wirkte äusserst motivierend. Aber halt! Ich könnte auch verlieren! Ein Euro ist ja mehr wert als ein Franken. So würde der Lehrer im Falle, dass die Hälfte meiner Antworten falsch wäre, gewinnen.

Genau, und deshalb ist die Teilnahme an diesem Preisausschreiben freiwillig. Wer es wagt, unterschreibt und gibt mir seine Lösungen.

"Das kann nicht sein", dachten sich viele Schüler. "Bestimmt hat dies einen Haken!"

"Nein, die Teilnahmebedingungen sind eindeutig, die Teilnahme freiwillig" war meine Antwort.

Bis zum Ende der Stunde entschlossen sich 7 Schüler, am Preisausschreiben teilzunehmen. Vor lauter Nervosität vergassen einige sogar ihren Namen oder die Antwort war nicht ganz ersichtlich. Auch dieses Detail konnte geklärt werden.

Vorerst schob ich die Auswertung beiseite. Bei meinen Einkäufen achtete ich jedoch darauf, Kleingeld zu erhalten. Mein Portemonnaie ist inzwischen ziemlich dick. Ich wollte doch die Gewinne der Schüler am Montag termingerecht auszahlen. Erst am Sonntag, als die Wahlergebnisse grösstenteils bekannt waren, machte ich mich an die Auswertung.

Hoppla! Da hat es wirklich einen Haken! Die erste Aufgabe ist so wirklich sinnlos! Da muss ich doch mal die Lösungen anschauen. Aber das ist doch falsch! Und wirklich, lauter Fehler auf dem Lösungsblatt. Da wollen wir doch mal genau nachrechnen.

Ich machte mich an die Arbeit und fand die Ursache des Hakens. Da ging es nicht um ein illegales Gewinnspiel, wie die Schüler vermuteten. Nein, hier ist es ein Wissensspiel, bei dem der Kluge ohne Risiko gewinnen kann. Der Haken an der Sache liegt beim Lehrmittelautor oder demjenigen, der diese Aufgabensammlung machte! Er hat die Preisschilder verwechselt. Statt die grössere Zahl bei Schweizer Franken hat er sie bei Euro hingeschrieben. Der Kauf in Franken wäre also in jedem Fall ein Schnäppchenkauf gewesen.

Auch die andere Aufgabe war ziemlich trickreich. Ab 2 kg Bergkäse gibt es Mengenrabatt und folglich wird der Graph einen Sprung haben. Die Lösung muss ich den Schülern ganz genau präsentieren. Vielleicht werden sie dann die Mathematik besser verstehen und sie zu ihren Gunsten anwenden lernen.

Die genauen Unterlagen zu diesem Preisausschreiben könnt ihr euch selber anschauen. Die pdf-Dateien können bei folgenden Links runtergeladen werden:

Bei dieser Auswertung wurde der Wechselkurs der UBS vom Sonntag verwendet. Abgemacht war ja der Wechelkurs der Valiantbank vom Montag. Diesen hab ich mir auch beschafft.

Wer die genauen Quellen haben möchte, hier die ganze Webseite als pdf.

Und wer sich für die genaue Lösung interessiert, der kann sich das Excel-Dokument anschauen.


Weitere Fragen, die auf eine Antwort warten:

Ist die offensichtlich falsche Antwort auf dem Lösungsblatt entscheidend?

Darf der Gewinn von 1 Franken einkassiert werden, wenn man den Verlust von 3 Euro bar (in Euro) bezahlt?

Die zweite Frage habe ich mit "Ja" beantwortet!